Den Tatsachen ins Auge sehen „Weh mir, ich vergehe! denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen.“ (Jesaja 6, 5.) „Jesaja hatte andere wegen ihres Abfalls und ihrer Trennung von Gott verurteilt. Er war fast so weit gewesen, sich entmutigen zu lassen. So tief lag die Erkenntnis, dass er unter ‚einem Volk von unreinen Lippen‘ wohnte, dass er sich selbst in Gefahr wähnte. Er war selbst ein Mann ‚unreiner Lippen‘. Er hatte kein Recht, sich zu erheben. Wie klein war er in seiner eigenen Weisheit, wie unwürdig und ungeeignet zum heiligen Dienst!“ – The Bible Echo, 9. September 1895. Zum Lesen empfohlen: Zeugnisse, Band 5, S. 227-246. Sonntag 10. Juli 1. Die anderen als hoffnungslos betrachten a. Wie haben andere solche Gefühle ausgedrückt, wie Jesaja sie hatte, als er den großen Abfall im Volk Gottes beobachtete? Psalm 94, 3. 4; Jeremia 4, 14. „Es schien so, als sei Gottes Plan für Israel im Begriff zu scheitern und als müsse das rebellische Volk ein ähnliches Schicksal wie Sodom und Gomorra erleiden. Angesichts solcher Verhältnisse überrascht es nicht, dass Jesaja, als er im letzten Jahr der Regierung Usias dazu berufen wurde, Gottes Warnungen und Tadel Juda zu verkündigen, vor dieser Verantwortung zurückschreckte. Er wusste wohl, dass er auf hartnäckigen Widerstand stoßen würde. Als er seine eigene Unfähigkeit, die Lage zu meistern, erkannte, und an die Halsstarrigkeit und den Unglauben der Leute dachte, für die er wirken sollte, erschien ihm seine Aufgabe undurchführbar. Sollte er aus Hoffnungslosigkeit von seinem Auftrag Abstand nehmen und Juda ungestört seinem Götzendienst überlassen? Sollten die Götter Ninives die Erde beherrschen und dem Gott des Himmels trotzen? Solche Gedanken bedrängten Jesaja, als er im Säulengang des Tempels stand.“ – Propheten und Könige, S. 217. 218. Montag 11. Juli 2. Ein Augenblick, der sein Leben veränderte a. Was sah Jesaja im Gesicht, als er vor dem Tempel stand? Jesaja 6, 1-4. „Plötzlich schien es ihm, als würden das Tor und der innere Vorhang des Tempels emporgehoben oder entfernt, so dass er in das Allerheiligste, in das selbst er als Prophet seinen Fuß nicht setzen durfte, hineinschauen konnte. Vor sich sah er in einer Vision den Herrn, der auf einem hohen und erhabenen Throne saß, während der Saum seiner Herrlichkeit den Tempel füllte. Auf jeder Seite des Thrones schwebten Seraphim. Ihre Gesichter verhüllten sie in Anbetung, während sie vor ihrem Schöpfer dienten und sich in dem feierlichen Gebet vereinigten: ‚Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!‘ (Jesaja 6, 3). Das riefen sie, bis die Säulen, die Pfeiler und das Zedernholztor von dem Schall zu erzittern schienen und das Haus von ihrem Lobpreis erfüllt wurde.“ – Propheten und Könige, S. 218. „Hatte [Jesaja] dieses Gefühl der Unwürdigkeit, bevor er Gottes Herrlichkeit erblicken durfte? Nein. Er war überzeugt, in einem gerechten Zustand vor Gott zu leben.“ – The Review and Herald, 4. Juni 1889. b. Was geschah plötzlich mit Jesajas Eindruck von sich selbst, als er diese Vision hatte (obwohl er schon tadelnde Botschaften an Israel übermittelt hatte)? Jesaja 6, 5. „Als Jesaja diese Offenbarung der Herrlichkeit und Majestät seines Herrn schaute, überwältigte ihn ein Bewusstsein der Reinheit und Heiligkeit Gottes. Wie auffallend war doch der Gegensatz zwischen der unvergleichlichen Vollkommenheit seines Schöpfers und dem sündhaften Wandel derer – er selbst mit eingeschlossen –, die seit langem zu dem auserwählten Volk Israel und Juda zählten!“ – Propheten und Könige, S. 218. „Jesaja hatte die Sünden anderer verurteilt. Jetzt aber sieht er sich selbst derselben Verdammung ausgesetzt, die er über andere ausgesprochen hat. Er war mit einer kalten, leblosen Zeremonie in seiner Anbetung Gottes zufrieden gewesen. Er hatte dies nicht gewusst, bis ihm die Vision vom Herrn gegeben wurde. Wie gering erschienen ihm da sein Wissen und seine Fähigkeiten, als er die Heiligkeit und Majestät des Heiligtums erblickte. Wie unwürdig war er! Wie untauglich für den heiligen Dienst! Die Worte des Apostels Paulus geben uns einen Eindruck von dem, wie er sich jetzt sah: ‚Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?‘“ – Bibelkommentar, S. 183. Dienstag 12. Juli 3. Der Ruf der Stunde a. Was ist heute genauso nötig wie zur Zeit Jesajas? Joel 2, 12. 13. „Rechte Herzenserforschung ist notwendig. Mit Tränen und herzenbrechenden Bekenntnissen müssen wir näher zu Gott kommen, so dass er näher zu uns kommen möge.“ – Evangelisation, S. 467. „Aufrichtige Reue, Glaube an unseren Heiland Jesus Christus, Wachsamkeit, anhaltendes Gebet und eifriges Erforschen der Schrift sind erforderlich.“ – Manuscript Releases, vol. 8, S. 338. „Eine reine und unbefleckte Religion muss ins Heiligtum der Seele gebracht werden. Jeder hat ein Werk, das er vollbringen muss, und kein Freund oder Prediger kann es für ihn tun. Jeder muss für sich selbst Buße tun und seine Sünden vor Gott bekennen. Bereitet euch gründlich vor. Jeder muss für sich selbst glauben und die Gnade Gottes in seinem eigenen Herzen haben. Gott wird in allen Lebenslagen wahre, treue Zeugen haben, die von der Macht seiner Gnade zeugen werden. Sie mögen einfach sein, aber sie werden in dem Glanz leben, der vom Angesicht Gottes ausgeht, und die Bibel wird ihr Führer sein. Seht doch, wo ihr eure Pflichten vernachlässigt habt und wo ihr sowohl den Gläubigen als auch den Ungläubigen ein Beispiel gegeben habt, das sie von Gott, der Gerechtigkeit und dem Geist der Wahrheit wegleitete. Jesus wünscht, dass die Menschen zu ihm kommen, auf ihn vertrauen und ihre Erfahrung einzig und allein auf ihn gründen.“ – The Review and Herald, 18. Dezember 1888. b. Welche Erfahrung wünscht Gott für diejenigen, die ihm nachfolgen? Sprüche 4, 18. „Der Herr gebietet euch, eine höhere, heiligere Stellung einzunehmen. Ihr müsst eine Erfahrung haben, die viel tiefer ist, als ihr je im Sinne gehabt habt zu erreichen … Gebt Jesus des Herzens beste und heiligste Zuneigungen! Nehmt jeden Lichtstrahl in euch auf! Nährt jedes Sehnen und Verlangen der Seele nach Gott. Kultiviert geistliches Denken und heilige Gemeinschaft! Ihr habt bis jetzt nur die ersten Strahlen seiner auftauchenden Herrlichkeit gesehen. Wenn ihr damit fortfahrt, den Herrn kennen zu lernen, so werdet ihr wissen, dass er hervorbrechen wird wie die schöne Morgenröte … Nachdem wir unsere Sünden bereut, dieselben bekannt und Vergebung erlangt haben, sollen wir fortfahren, von Christo zu lernen, bis wir zum Höhepunkt eines vollkommenen Evangeliumsglaubens kommen.“ – Zeugnisse, Band 8, S. 318. Mittwoch 13. Juli 4. Wenn unsere Augen doch geöffnet würden! a. Erkläre, wie sehr wir Buße nötig haben. Joel 2, 15-17. „Lasst die vielen Prediger Christi ein Fasten heiligen, die Gemeinde zusammenrufen und Gott suchen, solange er noch zu finden ist. Rufet ihn an, wenn ihr am Fuß des Kreuzes liegt. Legt allen Stolz ab und weint als Wächter der Gemeinde zwischen Halle und Altar … Betet inbrünstig für die Ausgießung des Geistes Gottes!“ – Selected Messages, bk. 3, S. 189. „Anstatt ihre Seelen in Anmaßung zu erheben, sollten sowohl die Prediger als auch das Volk ihre Sünden vor Gott und voreinander bekennen.“ – Selected Messages, bk. 3, S. 390. b. Was müssen wir in diesem ernsthaften Werk alle verstehen? Römer 3, 9-12. „Ich erkannte, dass wir uns viel zu sehr untereinander vergleichen und dem Beispiel unvollkommener Sterblicher folgen, während wir doch ein untrügliches, unfehlbares Vorbild besitzen. Das Volk Gottes darf sich weder an der Welt messen noch an Menschenmeinungen oder an dem, was sie jetzt sind oder vor der Annahme der Wahrheit waren. Ihr Glaube und ihre Stellung in der Welt, wie sie augenblicklich sind, müssen dem gegenübergestellt werden, was sie erreicht haben könnten, wenn ihr Wandel ständig vorwärts und aufwärts gegangen wäre, seit sie sich Nachfolger Christi nennen. Dies ist der einzig zulässige Vergleich, den sie anstellen können; jeder andere führt zur Selbsttäuschung. Wenn der sittliche Charakter und geistliche Stand der Kinder Gottes nicht den Segnungen, dem Licht und der Gnade entsprechen, die über sie ausgegossen wurden, werden sie gewogen und zu leicht befunden. So werden es die Engel niederscheiben: Zu leicht!“ – The Review and Herald, 31. August 1886. „Wir können nicht von den Schalen der Fehler oder Mängel anderer leben. Verleumdung ist ein zweifacher Fluch, der schwerer auf den Sprecher als auf den Hörer fällt. Wer den Samen der Uneinigkeit und des Streites aussät, erntet in seiner eigenen Seele die tödliche Frucht. Das Ausschauen nach dem Bösen in anderen entwickelt gerade das Böse in dem, der danach ausschaut. Wenn wir bei den Fehlern anderer verweilen, werden wir in dasselbe Bild verwandelt werden. Wenn wir aber auf Jesum schauen, von seiner Liebe und Vollkommenheit des Charakters reden, so werden wir in sein Bild verwandelt.“ – In den Fußspuren des großen Arztes, S. 501. Donnerstag 14. Juli 5. Reue und Reinigung a. Was tat der Gott des Himmels für seine Diener, als Jesajas Herz wie nie zuvor gedemütigt war? Jesaja 6, 6. 7. Was sollten wir daraus lernen? „Das Gesicht, das Jesaja gegeben wurde, stellt den Zustand der Kinder Gottes in der letzten Zeit dar. Sie haben das Vorrecht, im Glauben das Werk zu sehen, das im himmlischen Heiligtum vor sich geht. ‚Und der Tempel Gottes ward aufgetan im Himmel, und die Lade des Bundes ward in seinem Tempel gesehen.‘ Wenn sie im Glauben in das Allerheiligste schauen und das Werk Christi im himmlischen Heiligtum sehen, dann verspüren sie, dass sie ein Volk von unreinen Lippen sind – ein Volk, dessen Lippen oft Nichtigkeiten und dessen Talente nicht geheiligt und zur Ehre Gottes eingesetzt worden sind. Wenn sie ihre eigene Schwäche und Unwürdigkeit im Gegensatz zu der Reinheit und Lieblichkeit des herrlichen Charakters Christi sehen, mögen sie verzweifeln! Wenn sie jedoch wie Jesaja den Eindruck annehmen, den der Herr auf ihr Herz machen möchte, wenn sie ihre Seele vor Gott demütigen, besteht sehr wohl Hoffnung für sie. Der Regenbogen der Verheißung steht über dem Thron, und das Werk, das für Jesaja getan wurde, wird in ihnen vollbracht. Gott wird auf die Bitten, die von einem zerknirschten Herzen kommen, antworten.“ – Bibelkommentar, S. 183. b. Was sollte unser tägliches Gebet sein? Psalm 51, 4. 9. „Hör nicht auf den Feind, der dir einflüstern will, du sollest Christus fernbleiben, bis du dich selbst gebessert habest und gut genug geworden seiest, vor Gott treten zu können. Wenn du so lange warten willst, kommst du nie zu Gott!“ – Christi Gleichnisse, S. 142. Freitag 15. Juli Fragen zur persönlichen Wiederholung 1. Was hielt Jesaja von sich selbst und von anderen, bevor ihm das Gesicht im Tempel gegeben wurde? 2. Wie änderte das Gesicht von der himmlischen Herrlichkeit die Einstellung des Propheten? 3. Beschreibe das Werk, das von uns heute verrichtet werden muss. 4. Erkläre, was geschieht, wenn wir kritiksüchtig werden. 5. Welche Verheißung wurde Jesaja gegeben, die zu jeder reumütigen Seele widerhallt? |