Audienz für eine Seele – Nikodemus „Es sei denn, dass jemand von Neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Johannes 3, 3.) „Betrachte den Vorfall, den Christus im Gespräch mit Nikodemus durch die Bezugnahme auf die erhöhte Schlange darstellt.“ – The Ellen G. White 1888 Materials, S. 149. Zum Lesen empfohlen: Das Leben Jesu, S. 152-161. Sonntag 16. November 1. Ein privates Gespräch a. Nikodemus beschloss, mit Jesus zu reden, nachdem er ihm zugehört hatte. Wer war Nikodemus, und warum kam er bei Nacht? Johannes 3, 1. 2 (erster Teil). „Nikodemus studierte, seit er Jesus gehört hatte, mit besonderer Sorgfalt jene Weissagungen, die sich auf den Messias beziehen… Dann aber wurde er Zeuge jenes Geschehens, als Jesus die Käufer und Verkäufer vertrieb; er nahm die erstaunlichen Bekundungen göttlicher Macht wahr; er beobachtete, wie der Heiland mit den Armen umging und die Kranken heilte, er sah ihre frohen Blicke und hörte ihre jubelnden Dankesworte. Da konnte er nicht mehr daran zweifeln, dass Jesus von Nazareth der von Gott Gesandte war. Darum suchte er eifrig nach einer Gelegenheit, mit Jesus zu sprechen. Er scheute sich aber, ihn öffentlich und am Tage aufzusuchen; denn es wäre für einen Obersten der Juden zu demütigend gewesen, wenn seine Sympathie für einen noch so wenig bekannten Lehrer offenbar geworden wäre. Und wäre solch Besuch dem Hohen Rat zur Kenntnis gekommen, dann hätte er zweifellos dessen Verachtung und Verurteilung auf sich geladen. So entschloss er sich zu einem unauffälligen Besuch bei Nacht und entschuldigte dies damit, dass, ginge er am Tage, auch andere seinem Beispiel folgen könnten. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass der Heiland sich gern am Ölberg aufhielt, und nun besuchte er ihn an dieser einsamen Stätte, als alles schon schlief.“ – Das Leben Jesu, S. 153. „Nikodemus hatte beobachtet, wie Christus ein Wunder bewirkte, und kam in der Nacht zum Meister, denn es fehlte ihm der Mut, den Herrn offen anzusprechen. Dafür wäre er nämlich von den Priestern und Pharisäern kritisiert worden.“ – The Ellen G. White 1888 Materials, S. 1311. Montag 17. November 2. Keine theologische Diskussion, sondern eine Erneuerung a. Was sagte Nikodemus zu Jesus, sobald er ihn an seinem Rückzugsort fand? Johannes 3, 2 (zweiter Teil). „Nikodemus war in der Erwartung zum Herrn gekommen, eine angeregte Diskussion mit ihm zu führen. Jesus aber breitete vor ihm die Grundlagen der Wahrheit aus. Er sagte zu Nikodemus, dass er mehr der geistlichen Erneuerung bedürfe als des theoretischen Wissens, dass er ein neues Herz brauche und nicht nur die Befriedigung seiner Wissbegierde, dass er ein neues Leben von oben her empfangen müsse, bevor er himmlische Dinge wertschätzen könne. Solange nicht diese alles erneuernde Wandlung eingetreten sei, habe es keinen Nutzen für Nikodemus, mit ihm über die ihm innewohnende Vollmacht und seine Aufgabe zu reden. Nikodemus hatte gehört, was Johannes der Täufer über Bekehrung und Taufe verkündigt und wie er die Leute auf den einen hingewiesen hatte, der mit dem Heiligen Geist taufen werde. Auch er empfand, dass es den Juden an geistlicher Gesinnung mangelte und dass sie in hohem Maße von Frömmelei und weltlichem Ehrgeiz geleitet wurden. So hatte er gehofft, dass sich mit dem Kommen des Messias diese Dinge zum Guten wenden würden. Anderseits hatte die herzergreifende Botschaft des Täufers ihn doch nicht von seiner eigenen Schuld überzeugt. Er war ein auf Genauigkeit bedachter Pharisäer und stolz auf seine guten Werke. Auch wurde er von vielen hoch geachtet wegen seiner wohltätigen und großzügigen Gesinnung hinsichtlich der Unterhaltung des Tempeldienstes. Er war sich des göttlichen Wohlwollens gewiss.“ – Das Leben Jesu, S. 154. b. Mit welcher Antwort überraschte ihn der Herr, der erkannte, dass Nikodemus keine theologische Diskussion sondern eine Erneuerung nötig hatte? Johannes 3, 3. „Das Bild von der Wiedergeburt, das Christus hier gebrauchte, war Nikodemus nicht ganz unbekannt. Die vom Heidentum zum Glauben Israels Bekehrten wurden oft mit neugeborenen Kindern verglichen. Darum musste Nikodemus auch begriffen haben, dass Jesu Worte nicht buchstäblich gemeint sein konnten. Durch seine israelitische Herkunft aber glaubte er seines Platzes im Reiche Gottes sicher zu sein und vermochte nicht einzusehen, warum er dazu noch einer Bekehrung bedürfe. Deshalb überraschten ihn die Worte des Heilandes.“ – Das Leben Jesu, S. 154. Dienstag 18. November 3. Das Wirken des Heiligen Geistes im Herzen a. Mit welcher ironischen Frage versuchte Nikodemus, Christi Worte abzutun? Johannes 3, 4. b. Wie ignorierte Jesus seinen unsinnigen Einwand und betonte sein eigenes Argument? Johannes 3, 5-7. „Von Natur aus ist das Herz böse. ‚Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen? Auch nicht einer!‘ (Hiob 14, 4.) Keine menschliche Erfindung kann eine mit Sünden beladene Seele heilen. ‚Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft wider Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht.‘ (Römer 8, 7.) ‚Aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung.‘ (Matthäus 15, 19.) Die Quelle des Herzens muss gereinigt werden, ehe der Strom klar werden kann. Wer versucht, den Himmel durch seine eigenen Werke, durch das Halten der Gebote zu erreichen, versucht Unmögliches. Es gibt keine Sicherheit für den, der nur eine gesetzliche Religion, eine äußere Frömmigkeit besitzt. [Die folgenden zwei Sätze werden nach dem Englischen zitiert.] Das Leben des Christen ist keine Veränderung oder Verbesserung des alten Lebens, sondern eine Wesensveränderung. Das Ich und die Sünde sterben, und es beginnt ein völlig neues Leben. Dieser Wechsel kann nur durch das kräftige Wirken des Heiligen Geistes geschehen.“ – Das Leben Jesu, S. 155. 156. c. Wie veranschaulichte Jesus das Werk des Heiligen Geistes? Johannes 3, 8. „Man hört den Wind in den Zweigen der Bäume, in dem Rascheln der Blätter und Blüten. Und doch ist er unsichtbar. Niemand weiß, woher er kommt und wohin er geht, So geschieht auch das Wirken des Heiligen Geistes am Herzen des Menschen. Dieser Vorgang kann ebenso wenig erklärt werden wie das Brausen des Windes. Es mag jemand außerstande sein, genaue Zeit, Ort und einzelne Umstände seiner Bekehrung anzugeben, und dennoch ist er bekehrt. So unsichtbar wie der Wind weht, wirkt Christus beständig auf das Herz ein. Nach und nach, dem einzelnen vielleicht ganz unbewusst, werden Eindrücke hervorgerufen, die die Seele zu Christus ziehen. Diese Eindrücke mögen dadurch empfangen werden, dass man über ihn nachdenkt, in der Heiligen Schrift liest oder das Wort Gottes von seinen Dienern hört.“ – Das Leben Jesu, S. 156. Mittwoch 19. November 4. „Ich will meinen Geist in euch geben“ a. Nikodemus war von den Worten Jesu beeindruckt, auch wenn er sie nicht völlig verstand. Was fragte er dann? Johannes 3, 9. Was antwortete Jesus? Verse 10-13. „Die Juden, die Jesus aus dem Tempel getrieben hatte, nahmen für sich in Anspruch, Kinder Abrahams zu sein. Dennoch waren sie vor Jesus geflohen, weil sie die sich in ihm offenbarende Herrlichkeit Gottes nicht ertragen konnten. Mit diesem Verhalten bewiesen sie nur, dass sie von Gottes Gnade noch nicht zubereitet waren, an dem geheiligten Dienst im Tempel Anteil zu haben. Sie waren eifrig darauf bedacht, stets den Anschein der Heiligkeit zu erwecken, dabei vernachlässigten sie jedoch die Heiligkeit des Herzens. Während sie pedantisch den Buchstaben des Gesetzes verfochten, übertraten sie es beständig dem Geist nach. So bedurften sie in ganz besonderer Weise jener Umwandlung, die Christus dem Nikodemus vor Augen geführt hatte – einer geistlichen Neugeburt also, einer Reinigung von Sünden und einer Erneuerung der Erkenntnis und der Frömmigkeit.“ – Das Leben Jesu, S. 158. b. Welche Schriftstellen verstand Nikodemus jetzt? Psalm 51, 12; Jesaja 64, 5; Hesekiel 36, 26. 27. „[Jesaja 64, 5; Psalm 51, 12; Hesekiel 36, 26. 27 zitiert.] Bisher hatte Nikodemus diese Schriftstellen mit nur geringem Verständnis gelesen; nun aber begann er ihre Bedeutung zu begreifen. Er erkannte, dass jemand selbst dann, wenn er das Gesetz dem Wortlaut nach strengstens befolgte und es rein äußerlich ins Leben übertrüge, noch kein Recht hätte, das Königreich des Himmels zu betreten. Nach menschlichem Urteil war sein Leben gerecht und ehrenhaft verlaufen, in der Gegenwart Christi aber empfand er, dass sein Herz unrein und sein Leben nicht Gott wohlgefällig war. Nikodemus fühlte sich zu Christus hingezogen. Als der Heiland mit ihm über die Wiedergeburt sprach, verlangte es ihn danach, diese Umwandlung an sich selbst zu erfahren.“ – Das Leben Jesu, S. 158. c. Mithilfe welches Symbols erklärte Christus ihm seine Mission? Johannes 3, 14-16. Donnerstag 20. November 5. Ein neues Leben a. Was sagte Jesus, als Nikodemus wissen wollte, durch welche Mittel man neu geboren werden könne? Johannes 3, 17-21. „Jetzt konnte Nikodemus den Herrn verstehen; denn dieses Bild der erhöhten Schlange war ihm vertraut. Es machte ihm die Aufgabe des Heilandes auf Erden deutlich. Als seinerzeit die Israeliten durch den Biss der feurigen Schlangen starben, befahl Gott, eine eherne Schlange zu gießen und sie inmitten des Volkes aufzurichten. Dann wurde im ganzen Lager verkündet, dass alle, die auf diese Schlange schauen würden, leben sollten. Wohl wusste das Volk, dass in der Schlange selbst keine Macht war, die helfen konnte; sie war nur ein Sinnbild auf Christus. Wie dieses Bildnis, nach dem Ebenbild der todbringenden Schlangen gemacht, zu ihrem Heil aufgerichtet wurde, so sollte ein Wesen ‚in der Gestalt des sündlichen Fleisches‘ (Römer 8, 3) ihr Erlöser sein. Viele Israeliten betrachteten den Opferdienst so, als wäre er in der Lage, sie von ihren Sünden zu befreien. Gott wollte sie lehren, dass der Opferdienst nicht mehr Nutzen zu stiften vermochte als die eherne Schlange; doch ihre Gedanken sollten dadurch auf Christus gerichtet werden. Sie konnten zur Heilung ihrer Wunden oder zur Vergebung ihrer Sünden nichts anderes aus sich selbst tun, als ihren Glauben an die Gabe Gottes zu bekunden: sie sollten aufblicken und – leben! … Das Licht, das uns vom Kreuz entgegenstrahlt, offenbart die Liebe Gottes. Seine Liebe zieht uns zu sich. Widerstreben wir dieser Zugkraft nicht, werden wir zum Fuße des Kreuzes geführt, um dort die Sünden zu bereuen, die den Heiland ans Kreuz brachten. Dann erneuert der Heilige Geist durch den Glauben den inwendigen Menschen.“ – Das Leben Jesu, S. 159. 160. b. Wie werden wir gerettet? Titus 3, 4-6. Freitag 21. November Fragen zur persönlichen Wiederholung 1. Was benötigen viele Menschen, die eine religiöse Diskussion wünschen? 2. Wie konzentrierte sich Jesus auf das, was Nikodemus benötigte, und nicht auf seine Worte? 3. Warum benutzte Christus den Wind, um das Werk des Heiligen Geistes darzustellen? 4. Welches Symbol nutzte Jesus, um Nikodemus seine Mission zu erklären? 5. Wie erklärte Jesus das Geheimnis des „Neugeborenwerdens“? |