Luther, der Mann für seine Zeit „Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben; der Gerechte aber wird seines Glaubens leben.“ (Habakuk 2, 4.) „Eifrig, feurig und hingebungsvoll kannte er kein Bangen außer der Gottesfurcht und ließ keine andere Grundlage für den religiösen Glauben gelten als die Heilige Schrift. Luther war der Mann für seine Zeit; durch ihn führte Gott ein großes Werk für die Reformation der Kirche und die Erleuchtung der Welt aus.“ – Der große Kampf, S. 120. Zum Lesen empfohlen: Der große Kampf, S. 120-144; 197-205. Sonntag 1. Oktober 1. Luther findet das Licht a. Welches Gleichnis beschreibt die Erfahrung Martin Luthers, als er das erste Mal die Bibel fand? Matthäus 13, 44-46. „Als Luther eines Tages in der Universitätsbibliothek die Bücher durchschaute, entdeckte er eine lateinische Bibel. … ‚Ich meinte, es wären keine Evangelien noch Episteln mehr, denn die in den Postillen sind.‘ (D. Martin Luthers sämtliche Werke, Erlanger Ausgabe, LX, S. 255). Nun blickte er zum ersten Mal auf das ganze Wort Gottes. Mit ehrfürchtigem Staunen wendete er die heiligen Blätter um; mit beschleunigtem Puls und klopfendem Herzen las er selbst die Worte des Lebens.“ – Der große Kampf, S. 122. b. Martin Luther studierte das Wort Gottes jetzt gründlicher. Wie wirkte sich das auf ihn aus? Psalm 119, 130; Jeremia 15, 16. „Wer von der Liebe Jesu schmeckt, verlangt beständig nach mehr; er sucht nichts anderes. Die Reichtümer, Ehren und Vergnügungen der Welt haben keinerlei Anziehungskraft mehr für ihn, sondern der beständige Ruf seines Herzens lautet: Mehr von dir!“ – Das Leben Jesu, S. 169. Montag 2. Oktober 2. Das Licht durchbricht die Finsternis a. Wovon wurde Luther hinsichtlich seines eigenen Lebens überzeugt, als er seine Bibel weiter studierte? Jesaja 6, 5. „Engel Gottes standen [Luther] zur Seite, und Strahlen des Lichtes vom Thron des Höchsten enthüllten seinem Verständnis die Schätze der Wahrheit. Er hatte sich stets gefürchtet, Gott zu beleidigen; jetzt aber ergriff ihn wie nie zuvor eine tiefe Überzeugung seines sündhaften Zustandes. Das aufrichtige Verlangen, von Sünden frei zu sein und Frieden mit Gott zu haben, veranlasste ihn schließlich, in ein Kloster einzutreten und ein Mönchsleben zu führen.“ – Der große Kampf, S. 122. b. Was wollte Gott ihm beibringen, als Luther durch schmerzhafte Bußübungen versuchte, Vergebung und Frieden zu erlangen? 1. Timotheus 1, 15. „Der fromme Staupitz öffnete seinem Verständnis das Wort Gottes und riet ihm, seine Aufmerksamkeit von sich selbst abzulenken und mit den Betrachtungen über eine ewige Strafe für die Übertretung des Gesetzes Gottes aufzuhören und auf Jesus, seinen sündenvergebenden Heiland, zu schauen. ‚Statt dich wegen deiner Sünden zu kasteien, wirf dich in die Arme des Erlösers. Vertraue auf ihn – auf die Gerechtigkeit seines Lebens- auf die Versöhnung in seinem Tode. Horch auf den Sohn Gottes. Er ist Mensch geworden, dir die Gewissheit seiner göttlichen Gunst zu geben.‘ – ‚Liebe ihn, der dich zuerst geliebt hat.‘ (Walch, D. Martin Luthers sämtliche Schriften, II, S. 264).“ – Der große Kampf, S. 123. 124. c. Welche grundlegende biblische Wahrheit erkannte Luther, als er die Pilatusstiege auf seinen Knien hinaufrutschte? Römer 1, 17. „Durch einen kurz vorher veröffentlichten Erlass war vom Papst allen denen Ablass verheißen worden, die auf den Knien die ‚Pilatusstiege‘ hinaufrutschen würden, von der gesagt wird, unser Heiland sei darauf herabgestiegen, als er das römische Gerichtshaus verließ, und sie sei durch ein Wunder von Jerusalem nach Rom gebracht worden. (Ranke, Geschichte im Zeitalter der Reformation, 8. Auflage, I, S. 200) Luther erklomm eines Tages andächtig diese Treppe, als plötzlich eine donnerähnliche Stimme zu ihm zu sagen schien: ‚Der Gerechte wird seines Glaubens leben!‘ (Römer 1, 17.) In Scham und Schrecken sprang er auf und floh von dieser Stätte. Jene Bibelstelle verlor nie ihre Wirkung auf seine Seele. Von jener Zeit an sah er deutlicher als je zuvor die Täuschung, auf Menschenwerke zu vertrauen, um Erlösung zu erlangen, und ebenso deutlich sah er die Notwendigkeit eines unerschütterlichen Glaubens an die Verdienste Christi.“ – Der große Kampf, S. 125. Dienstag 3. Oktober 3. Durch die Gnade im Glauben gerettet a. Wie lehrte Luther im Jahr 1517, als er seine 95 Thesen veröffentlichte, dass unsere Werke nicht unsere Sünden sühnen können? Galater 2, 16; Apostelgeschichte 20, 21. „Luther … zeigte dem Volk das Schändliche der Sünde und lehrte, dass es für den Menschen unmöglich sei, durch seine eigenen Werke die Schuld zu verringern oder der Strafe zu entrinnen. Nichts als die Buße vor Gott und der Glaube an Christus könne den Sünder retten. Gottes Gnade könne nicht erkauft werden; sie sei eine freie Gabe. Er riet dem Volk, keine Ablässe zu kaufen, sondern gläubig auf den gekreuzigten Erlöser zu schauen. Er erzählte seine eigene schmerzliche Erfahrung, als er umsonst versucht hatte, sich durch Demütigung und Buße Erlösung zu verschaffen, und versicherte seinen Zuhörern, dass er Friede und Freude gefunden habe, als er von sich selbst wegsah und an Christus glaubte.“ – Der große Kampf, S. 129. b. Wie und durch wen können wir einzig und allein von der Sünde errettet werden? Römer 1, 16; Epheser 2, 8-10. „Durch [Luthers] Thesen wurde gezeigt, dass die Macht, Vergebung der Sünden zu gewähren und ihre Strafe zu erlassen, nie dem Papst oder irgendeinem andern Menschen übergeben worden war. … Ferner wurde klar dargelegt, dass das Evangelium Christi der kostbarste Schatz der Kirche ist und dass die darin offenbarte Gnade Gottes allen frei gewährt wird, die sie in Reue und Glauben suchen.“ – Der große Kampf, S. 129. 130. c. Von wem erhalten wir einen selig machenden Glauben an Jesus, und wie können wir ihn verstärken? Römer 10, 9; Lukas 17, 5. „Der Glaube, der uns in den Stand versetzt, Gottes Gaben zu empfangen, ist selbst eine Gabe, die in gewissem Maße jedem Menschen zugeteilt ist; er wächst, wenn er in der Aneignung des Wortes Gottes betätigt wird. Um den Glauben zu stärken, müssen wir ihn oft mit dem Wort in Berührung bringen.“ – Erziehung, S. 233. „Liebe Geschwister, ihr habt euch so sehr mit Zweifeln und Fragen beschäftigt, dass ihr euch [nun] im Glauben erziehen müsst. Ihr müsst vom Glauben reden, den Glauben leben und im Glauben handeln, damit euer Glaube wachsen kann.“ – Glaube und Werke, S. 78. Mittwoch 4. Oktober 4. Die Heilige Schrift: die Grundlage unseres Glaubens a. Welche Einstellung, die Luther gegenüber der Autorität der Heiligen Schrift hatte, wurde zum wichtigen Grundsatz der Reformation? Kolosser 2, 8; Jesaja 8, 20. „Mit Bestimmtheit erklärte [Luther], die Christen sollten keine anderen Lehren annehmen als die, welche auf der Autorität der Heiligen Schrift beruhten. Diese Worte trafen ganz und gar die Grundlage der päpstlichen Oberherrschaft; sie enthielten den wesentlichen Grundsatz der Reformation.“ – Der große Kampf, S. 125. 126. b. Der deutsche Kaiser versuchte, den Lehren Luthers entgegenzuwirken und bereitete im Jahr 1529 einen Erlass vor, der die Religionsfreiheit abschaffen und die Autorität der römisch-katholischen Kirche wiederherstellen sollte. Welche zwei Grundsätze, die in der Protestation der deutschen Fürsten enthalten waren, stellen den Kern des Protestantismus dar? Apostelgeschichte 4, 18-20; 5, 28. 29; Matthäus 15, 8. 9. „‚Die in dieser berühmten Protestation … ausgesprochenen Grundsätze sind der wesentliche Inhalt des Protestantismus. Die Protestation tritt gegen zwei menschliche Missbräuche in Glaubenssachen auf: gegen die Einmischung der weltlichen Macht und gegen die Willkür des Klerus. Sie setzt an die Stelle der weltlichen Behörde die Macht des Gewissens, und an die Stelle des Klerus die Autorität des Wortes Gottes. Der Protestantismus erkennt die weltliche Gewalt in göttlichen Dingen nicht an und sagt, wie die Apostel und die Propheten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Ohne Karls V. Krone anzutasten, hält er die Krone Jesu Christi aufrecht, und noch weitergehend stellt er den Satz auf, dass alle Menschenlehre den Aussprüchen Gottes untergeordnet sein soll.‘ (D’Aubginé, Geschichte der Reformation, 13. Buch, 6. Abschnitt). Die Protestierenden hatten ferner ihr Recht geltend gemacht, ihre religiöse Überzeugung frei aussprechen zu können. Sie wollten nicht nur glauben und befolgen, was das Wort Gottes ihnen nahebrachte, sondern es auch lehren, und sie stellten das Recht der Priester oder Behörden in Abrede, sich hierbei einzumischen. Der Protest zu Speyer war ein feierliches Zeugnis gegen religiöse Unduldsamkeit und eine Behauptung des Rechtes aller Menschen, Gott nach ihrem eigenen Gewissen anzubeten. … Satans Art und Weise, gegen Gott und sein Wort zu wirken, hat sich nicht verändert; er stellt sich noch immer ebenso sehr dagegen, die Heilige Schrift zum Führer des Lebens zu machen, wie im 16. Jahrhundert. Heutzutage weicht man stark von ihren Lehren und Geboten ab, und eine Rückkehr zu dem protestantischen Grundsatz, die Bibel und nur die Bibel als Richtschnur des Glaubens und der Pflicht zu betrachten, ist notwendig.“ – Der große Kampf, S. 203. 204. Donnerstag 5. Oktober 5. Das Wort bringt der Seele Leben a. Was tut das Wort Gottes für diejenigen, die es hören oder lesen? Psalm 119, 103. 104. b. Wie wirkten sich Luthers Lehren des Wortes Gottes auf jene aus, die ihn hörten? Römer 10, 17; Hebräer 4, 12. „Das Wort Gottes, nach dem Luther jede Lehre und jede Behauptung prüfte, war gleich einem zweischneidigen Schwert, das sich seinen Weg in die Herzen des Volkes bahnte. Überall erwachte das Verlangen nach geistlichem Wachstum; überall entstand ein so großer Hunger und Durst nach Gerechtigkeit, wie man ihn seit Jahrhunderten nicht gekannt hatte. Die bis dahin auf menschliche Gebräuche und irdische Vermittler gerichteten Blicke des Volkes wandten sich nun reuevoll und gläubig auf Christus, den Gekreuzigten.“ – Der große Kampf, S. 133. c. Was wird geschehen, wenn wir das Wort Gottes studieren und es befolgen? Johannes 17, 17. „Die Heilige Schrift ist die große Kraft bei der Umwandlung der Seelen. … Wenn man das Wort Gottes studiert und ihm gehorcht, wirkt es in den Herzen, und alle ungeheiligten Wesenszüge werden überwunden. Der Heilige Geist überführt uns unserer Sünden, und der Glaube, der im Herzen entsteht, wirkt durch die Liebe zu Christus. Dadurch werden wir an Leib, Seele und Geist umgewandelt in sein Ebenbild. Dann kann Gott uns gebrauchen, seinen Willen zu tun. Diese Kraft wirkt von innen nach außen und führt dazu, dass wir anderen die Wahrheit mitteilen, die wir erfahren durften.“ – Christi Gleichnisse, S. 62. Freitag 6. Oktober Fragen zur persönlichen Wiederholung 1. Wie reagierte Luther, als er zum ersten Mal eine Bibel fand? 2. Welcher Irrtum wurde Luther bewusst, als er die Pilatusstiege hinaufrutschte? 3. Wie kann ein Sünder einzig und allein gerettet werden? 4. Wie können wir heute weiterhin das Wesen des Protestantismus aufrechterhalten? 5. Welche Rolle spielt die Heilige Schrift bei der Umwandlung des Charakters? |